Theoretischer Hintergrund 31
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Seligman (1975) diskutierte Angst unter der Perspektive der Sicherheits-Signal-
Hypothese. Lernt ein Organismus (Mensch oder Tier), dass auf einen lauten Ton hin
ein Schock folgt, so wird beim Hören des lauten Tons eine Angstreaktion ausgelöst.
Bleibt der laute Ton aus, so ist der Organismus entspannt. Die Abwesenheit des
lauten Tons sagt somit Sicherheit vorher und wird damit zum Sicherheitssignal. Auf
diesem Weg lernen Mensch und Tier etwas über die Vorhersagbarkeit eines
Ereignisses. Seligman schlussfolgerte: „People and animals are safety-signal
seekers; they search out predictors of unavoidable danger because such knowledge
also gives them knowledge of safety.” (S. 113).
Auf Grundlage der Sicherheits-Signal-Perspektive gingen Seligman und Binnik
(1977) davon aus, dass Sicherheitssignale Reichweite, Ausmaß und Dauer von
Angst entscheidend modulieren. Trotzdem könne Vermeidungsverhalten auch unab-
hängig von Angst auftreten, und Angst müsse nicht immer eine Folge von Vermei-
dung sein.
Rachman (1984) erweiterte die Sicherheits-Signal-Hypothese mit besonderem Fokus
auf Agoraphobie. Demnach werden angstbezogene Vermeidungsmuster in dem Maß
aufrechterhalten, in dem sie Sicherheit spenden. Dies erkläre, warum Sicherheits-
verhalten auch unabhängig von Angst weiterbestehen könne. Vergleiche Gray (1971,
S.172): „the secondary rewarding effects of safety stimuli appear to be relativeley
independent of the degree of fear aroused in the situation.”
Da insbesondere für Agoraphobiepatienten Sicherheitssignale bedeutsam seien,
müsse dieser Aspekt bei der Therapie berücksichtigt werden. Angstbezogenes
Vermeidungsverhalten könne demnach gezielt durch das Ausmaß vorhandener oder
dargebotener Sicherheitssignale moderiert werden. Rachman schlägt daher vor,
dass die vorhandenen Sicherheitssignale für Patienten erhöht bzw. ganz gezielt in
einer vermiedenen Situation platziert werden sollten, damit eine Annäherung ermög-
licht wird, was den Mobilitätsradius der Patienten erhöhe. Eine Patientin könnte bei-
spielsweise motiviert werden, Bus zu fahren, wenn am Ende der Strecke ihr Ehe-
mann als Sicherheitssignal, dem sie vertraut, wartet (Rachman, 1983). Die mögliche
Abhängigkeit von Sicherheitssignalen werde dadurch gelöst, dass die Expositions-
übungen wiederholt oder im Lauf der Zeit angemessenere Sicherheitssignale
etabliert würden. Somit könne die Sicherheits-Signal Therapie langfristig dabei helfen
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